Polizei erwartet hunderte Biker

Prorussische "Nachtwölfe" in Niederstetten: Stadt wehrt sich gegen Motorradclub-Treffen

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Von Autor/in Julian Küng

Bis zu 300 "Nachtwölfe" werden ab Freitag in Niederstetten erwartet. Die Polizei wird das Sommerfest der Motorradgruppe überwachen - in der Stadt sorgt es für Unmut.

In Herrenzimmern, einem Ortsteil von Niederstetten (Main-Tauber-Kreis), wird der umstrittene prorussische Motorradclub "Nachtwölfe" seine jährliche Sommerparty feiern - auf dem Gelände eines abgelegenen Rückhaltebeckens. Im Gemeinderat formiert sich Widerstand. Alle drei Fraktionen sind sich einig, dass solche Veranstaltungen nicht nach Niederstetten gehören. Doch eine Absage ist gar nicht so einfach.

Alles begann letzten Sommer mit einer unscheinbaren Anfrage. Eine Frau meldete sich beim Ortsvorsteher von Herrenzimmern, Jochen Emmert. Er ist für die Vermietung eines Rückhaltebeckens bei Niederstetten zuständig. Die Frau wolle das Gelände mit Seezugang und kleiner Festhütte für eine Privatveranstaltung im Juni mieten. Emmert, der die Anlage betreut, sah keinen Grund zur Skepsis und erteilte die Genehmigung für ein Wochenende Anfang Juni.

Politischer Widerstand gegen die Club-Party

Erst knapp ein Jahr später wird bekannt, wer tatsächlich hinter der Anfrage steckt: Es handelt sich um Mitglieder des prorussischen Motorradclubs "Nachtwölfe". Der Club ist bekannt für seine Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und hat einen Ableger in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis). Die "Nachtwölfe" sind nicht verboten. Der baden-württembergische Verfassungsschutz habe sie jedoch "auf dem Schirm", wie es offiziell heißt. Die Polizei werde das Sommerfest übers Wochenende überwachen, so eine Sprecherin.

Vermieter Emmert fühlt sich hinters Licht geführt: "Sowas wollen wir hier eigentlich nicht", sagt der Vorsteher des Teilorts Herrenzimmern. Auch innerhalb der Stadt Niederstetten war die Diskussion groß. Im Gemeinderat herrscht über alle politischen Lager hinweg Einigkeit: Eine Veranstaltung dieser Art soll hier nicht stattfinden.

Keine rechtliche Handhabe für eine Absage

Doch eine Absage des Biker-Festes ist nicht mehr möglich. Bürgermeisterin Heike Naber (parteilos) erklärt: "Wir haben alles versucht, aber es handelt sich um eine Privatveranstaltung. Es fehlt schlichtweg die rechtliche Handhabe, um die Veranstaltung zu untersagen." Naber ist auch Vorsitzende des Wasserverbands Kaiserstraße, der für das Gelände zuständig ist. In dieser Funktion kündigt sie nun Maßnahmen an. Zukünftig soll das Areal nur noch mit schriftlichen Anmeldungen vermietet werden. Geplant seien auch klare Vergabekriterien, eine Nutzungsordnung und vor allem ein vertragliches Kündigungsrecht.

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