"The Dream Of The Blue Turtles" war 1985 das erste Soloalbum von Sting nach seiner Zeit bei The Police. Die Idee dazu – der Titel lässt es erahnen – basiert auf einem Traum.
Vor 40 Jahren, am 17. Juni 1985, ist "The Dream Of The Blue Turtles" von Sting herausgekommen. Sting selbst kann es kaum glauben, dass es schon so lange her sein soll, hat er im SWR1 Interview erzählt.
Es fühlt sich überhaupt nicht an wie 40 Jahre, viel mehr so, als ob es gestern gewesen wäre. Es überrascht mich immer, wie schnell die Zeit vergeht.
Mit "The Dream Of The Blue Turtles" wollte Sting sich weiterentwickeln
Nachdem die Zeit für The Police 1984 geendet hatte, wollte Sting, der mit bürgerlichem Namen Gordon Sumner heißt, sich weiterentwickeln. Weg von der Musik mit einem Rockband-Powertrio und hin zu komplexerer Musik, auch mit Jazzelementen.
Für dieses Vorhaben hat sich der britische Sänger fantastische Jazzmusiker ins Studio geholt. Unter anderem war auch Omar Hakim dabei, der gerade ein Jahr zuvor den Schlagzeuger bei den Dire Straits ersetzt hatte, während der Aufnahmen zum legendären Album "Brothers In Arms".
Weg vom Pop und Rock, hin zum Jazz. Für einen etablierten Künstler, der mit seinen Songs schon Millionen Menschen erreicht hat, war das eine enorme Veränderung, die ein gleichermaßen großes Risiko mit sich bringt, welches Sting allerdings nicht scheut.
Es gibt keinen Punkt bei einer kreativen Unternehmung ohne Risiko, das ist essenziell. Das Risiko ist der Motor, der etwas Kreatives und etwas Neues erzeugen kann – du brauchst das Risiko.

Aufgenommen wurde "The Dream Of The Blue Turtles" im Studio von Musiker Eddy Grant. Innerhalb von sechs Wochen haben Sting und seine Gastmusiker die Platte eingespielt – kein Problem, wenn man sich wie Sting solche Studio- und Jazzprofis dazuholt. Sting beschreibt den Aufnahmeprozess heute, 40 Jahre später, im SWR1 Interview immer noch als "eine wundervolle Erfahrung".
Sting kehrt zurück zu seinen Wurzeln
Und auch wenn die Zuwendung zum Jazz auf dem Album für einige Fans von The Police ungewöhnlich erscheint, ist es für Sting eigentlich eher eine Rückbesinnung auf seine musikalischen Ursprünge gewesen. Vor seiner Zeit bei The Police hat der Musiker nämlich in unterschiedlichen Jazzbands gespielt.
Dort ist er auch zu seinem Künstlernamen Sting gekommen. Zu der Zeit ist er nämlich häufig in einem gelb-schwarz geringelten Pulli aufgetreten und die Menschen haben deshalb angefangen, ihn "Sting" zu nennen – das englische Wort für Stachel.
"The Dream Of The Blue Turtles" ist komplex, aber zugänglich
Musikalisch ist "The Dream Of The Blue Turtles" von Sting zwar sehr durchdacht und hat durch die vielen musikalischen Ausnahmetalente an den Instrumenten auch sehr komplexe Passagen, in denen sich die Jazzmusiker wirklich austoben können. Doch für den Hörer startet dieses Album gleich mit zwei sehr eingängigen Nummern, die auf den ersten Blick gar nicht so komplex wirken. Zum einen wäre das der Album-Opener "If You Love Someone Set Them Free" und das karibisch (mehr als nur angehauchte) "Love Is The Seventh Wave".
Der Albumtitel kommt aus einem Traum von Sting
SWR1 Redakteur Dave Jörg erzählt im Meilensteine Podcast, dass der Albumtitel tatsächlich einem Traum von Sting entsprungen sein soll, den er während der Aufnahmen in Barbados hatte. Dabei sind ihm riesige blaue Schildkröten erschienen, die seinen heimischen Garten verwüstet und seine Rosenbüsche angeknabbert haben sollen. Dieser Traum hat offenbar starke Spuren bei Sting hinterlassen.

Darum ist "The Dream Of The Blue Turtles" ein Meilenstein
Mit seinem Album "The Dream Of The Blue Turtles" und seiner neuen musikalischen Ausrichtung hat Sting 1985 mit Sicherheit einige Fans überrascht, vielleicht sogar schockiert, aber auch viele neue Fans dazugewonnen. Für Nina Waßmundt ist aber vor allem dieser neue Weg, den Sting mit der Platte gegangen ist, ein Grund dafür, dass dieses Album ein echter Meilenstein geworden ist.
Das Album ist ein absolutes Meisterwerk in der Verschmelzung von Pop, Rock und Jazz! Musik schreibt immer dann Geschichte, wenn sie etwas Traditionelles aufbricht und weiterentwickelt und der Künstler was Eigenes dazu gibt und was ganz Neues schafft. Und genau das macht Sting hier.
Shownotes
- Dokumentation bei Arte zum Kinderkreuzzug
- Youtube-Kanal von Sting
- Albumrezension zu "The Dream Of The Blue Turtles" auf laut.de
- Ausführliche Songanalyse von "Russians" auf Songlexikon.de
- Meilensteine "Weihnachtsspecial 2022" mit Sting
- ARD-Podcast-Tipp: "Alles Geschichte – Der History-Podcast"
Über diese Songs vom Album "The Dream Of The Blue Turtles" sprechen wir im Podcast
- (14:08) – "If You Love Somebody Set Them Free"
- (21:21) – "Love Is The Seventh Wave"
- (28:05) – "Russians"
- (42:45) – "Children's Crusade"
- (50:44) – "Moon Over Bourbon Street"
Über diese Songs sprechen wir außerdem im Podcast
- (05:20) – "Money For Nothing" von Dire Straits
- (29:53) – Motiv aus dem zweiten Satz "Romanze" aus der Filmmusik "Leutnant Kishe" von Sergei Prokofjew
- (55:33) – "Autumn Leaves" (Les Feuilles Mortes) von Edith Piaf
- (57:39) – "Beautiful Love" von George Shearing Quartett
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