Die deutschen Basketballerinnen haben die Generalprobe vor der EM-Vorrunde in Hamburg mit Bravour bestanden. Das Team von Bundestrainerin Lisa Thomaidis besiegte die Türkei am Abend in Heidelberg klar mit 81:65 (40:39). Beste Werferinnen waren Frieda Bühner (27 Punkte) und Emily Bessoir (13).
Vor dem Anwurf sprach Aufbauspielerin und deutsche Meisterin Alexandra "Alex" Wilke von den Rutronik Stars Keltern mit SWR Sport über das neue Team, die wachsende Begeisterung für Frauen-Basketball in Deutschland und das Gefühl, vor heimischer Kulisse zu spielen.
Ausfall von Kapitänin Marie Gülich schmerzt
Es war ein herber Rückschlag, als nach dem letzten Testspiel gegen Tschechien (70:86) die Diagnose für Marie Gülich, die Kapitänin der Nationalmannschaft, kam: Kreuzbandriss. Nicht nur sportlich ein herber Schlag, sondern auch menschlich.
Mitspielerin Alex Wilke ordnet den Ausfall ein: "Es ist nicht nur die Rolle auf dem Feld, die uns fehlt, sondern eben auch dieser Leader auch abseits des Feldes. Und das ist das, wo wir alle jetzt einfach einen Schritt nach vorne machen müssen, alle ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen müssen. Auf dem Feld natürlich, gerade in der Vorbereitung, haben wir jetzt auch nicht so viele große Spielerinnen auf der Position. Da müssen einfach andere die Position spielen. Und abseits des Feldes müssen viele einfach mehr Aufgaben übernehmen. Ich würde sagen, ein bisschen lauter sein, also ein bisschen mehr reden einfach, weil uns das schon sehr fehlt, dass Marie jetzt weg ist."
Basketball | Rutronik Stars Keltern Alexandra Wilke: Nationalspielerin, Lehrerin und Botschafterin ihres Sports
Die Rutronik Stars Keltern haben als Tabellenführer souverän die DBBL-Playoffs erreicht. Angeführt wird das Team von Kapitänin Alexandra Wilke - eine Botschafterin ihres Sports und angehende Lehrerin.
Trotz des Ausfalls blickt die Mannschaft optimistisch nach vorne. Die kurze Vorbereitungszeit war im letzten Testspiel noch deutlich spürbar. Viele Spielzüge basieren auf gegenseitigem Verständnis – das muss sich erst entwickeln. Und auch in der Transition Defense gibt es noch Luft nach oben. Weil die Spielerinnen, die in der amerikanischen Liga (WNBA) spielen, erst später zum Team stoßen, erhalten gerade die jungen Basketballerinnen die Chance, sich zu beweisen. Eine davon ist auch Freiburgs Centerspielerin Eléa Gaba, die ihr Debüt für die A-Mannschaft feierte.
Volle Halle und große Begeisterung in Heidelberg
Das Testspiel in Heidelberg war das nächste Testspiel in einer großen Halle mit vielen Fans. Noch vor wenigen Jahren war das für die Nationalmannschaft keine Selbstverständlichkeit. Wilke war es ein besonderes Spiel, ganz nah an ihrem aktuellen Wohnort: "Wir spielen auch noch nicht so lange vor so vielen Leuten und in so großen Hallen. Und deshalb ist es immer wieder was Besonderes."
Auch besonders für Wilke: die jungen Fans, die nach Autogrammen und Selfies fragen. "Ich mag das richtig gerne. Ich kann mich dann auch immer kaum lösen von den Fans. Vor allem von den Kindern, weil das einfach schön ist. Man hätte sich wahrscheinlich auch gewünscht, dass man das selbst früher gehabt hätte, als man jung war. Das gab es damals nicht so. Ich glaube, wenn die Kids einfach Vorbilder haben, zu denen sie aufsehen können - und das nicht immer nur Männer sind -, dann ist das ziemlich gut."
Frauenbasketball hat sich verändert
Diese Entwicklung zeigt, wie sehr sich der Frauen-Basketball in den vergangenen Jahren verändert hat. Wilke erkennt diesen Wandel und sieht dennoch weiteres Potenzial: "Es ist noch Luft nach oben. Ich glaube aber, dass echt schon viel passiert ist, vor allem in der Nationalmannschaft. Wir haben früher in Hallen gespielt, wo gerade mal tausend Leute reingepasst haben, wenn überhaupt. Klar, die waren dann auch teilweise voll. Das war schon auch cool. Aber jetzt sind wir einfach in Hallen, die drei bis vier oder fünfmal die Kapazität davon haben. Und wir können die mittlerweile auch füllen. Das ist natürlich einfach schön zu sehen. Das ist daran geknüpft, dass wir mittlerweile auch erfolgreich sind."
Die Stimmung, die Fans, die große Bühne: All das zeigt, wie viel sich im Frauen-Basketball bewegt hat. Doch wie Alex Wilke sagt: Da geht noch mehr. In wenigen Wochen beginnt die Europameisterschaft (ab dem 18. Juni), bei der die deutsche Mannschaft die Vorrunde in Hamburg spielt – vor heimischem Publikum und mit einer Medaille im Blick.