Neues Konzept an Schwarzwälder Grundschule

Mehr Vielfalt in der Blasmusik: Musikprojekt erreicht Kinder mit Migrationshintergrund

Stand

Von Autor/in Silas Schwab

In Blasorchestern sitzen bisher selten Musiker mit Migrationshintergrund. Ein Projekt an einer Grundschule in Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) baut Hürden ab.

Kinder aus migrantischen Familien lernen selten ein Blasinstrument. Diese Erfahrung machen zahlreiche Musikvereine und Blasmusikverbände. Deshalb hat die Jugendkapelle Neustadt aus Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ein Musikprojekt ins Leben gerufen: Kinder bekommen ab der dritten Klasse Unterricht am Instrument - komplett kostenlos. So kommen Kinder mit Blasmusik in Kontakt, die dieses Hobby sonst wohl nicht für sich entdeckt hätten.

Finanziert wird das Projekt mithilfe des Förderprogramms "Kultur macht stark" des Bundesministeriums für Bildung. Die Kinder bekommen kostenlosen Unterricht und haben dann die Möglichkeit ins Vororchester der Jugendkapelle zu wechseln. Von 16 Musikerinnen und Musikern des Vororchesters haben heute fünf einen Migrationshintergrund. Ein Erfolg: "Das ist ganz klar dieses Projekt, was das überhaupt ermöglicht", sagt Dirigent Fabian Müller.

Ausbildung am Instrument ist für viele Familien zu teuer

Denn bislang ist die finanzielle Hürde, seinem Kind den Unterricht am Instrument zu ermöglichen, vielerorts sehr hoch. Das betrifft besonders Familien mit Migrationsgeschichte. Andere Hobbys wie Fußball hätten einen Wettbewerbsvorteil, bestätigt Christoph Karle, Direktor der BDB-Musikakademie in Staufen. Außerdem fehle der persönliche Kontakt zwischen Vereinen und migrantischen Familien. "Die Kinder haben oftmals noch nicht die Beziehung zum Dorf", erklärt er.

Ähnliche Erfahrungen hat Stefanie di Mauro gemacht. Sie verantwortet die Ausbildung bei der Jugendkapelle Neustadt. Ein großes Problem sei die sprachliche Hürde, zudem hätten viele migrantische Eltern keinen Bezug zur Blasmusik, so di Mauro. Dadurch gingen sie seltener mit ihren Kindern zu Schnuppertagen oder Konzerten. Laut di Mauro müssten Musikvereine aktiver auf die Familien zugehen.

Titisee-Neustadt: Blasmusikunterricht ab der ersten Klasse

Um Kinder aus allen Familien besser zu erreichen, hat die Jugendkapelle Neustadt gemeinsam mit anderen Vereinen und der Musikschule Hochschwarzwald ein Konzept für alle Klassen in der Grundschule entwickelt. In der ersten und zweiten Klasse beginnt der Unterricht an sogenannten Vorläuferinstrumenten - Hörnern oder einfachen Saiteninstrumenten. In der dritten Klasse folgt dann der kostenlose Unterricht an einem Instrument der Wahl. Das Angebot ist freiwillig.

Wir profitieren sehr davon, weil jedes Kind wieder eine andere Eigenschaft mitbringt und davon lebt auch die Musik.

Junge aus Kroatien findet Weg zur Blasmusik

Dario Draganovic ist zehn Jahre alt, spielt seit eineinhalb Jahren Saxophon und inzwischen auch im Vororchester der Jugendkapelle Neustadt. Seine Familie ist vor neun Jahren aus Kroatien in den Schwarzwald gekommen. Die Entscheidung, Saxophon lernen zu wollen, hat seine Eltern überrascht. "Wir hatten gar keinen Bezug zu der Musikrichtung", sagt seine Mutter Martina Draganovic.

Junge spielt Saxophon im Orchester
Dario Draganovic will eines Tages bei den "Großen" in der Stadtmusik Neustadt spielen.

Das Musikprojekt an der Hansjakobschule hat Dario den Einstieg in die Blasmusik erleichtert. Denn auch seine Mutter hat Blasmusik bisher besonders als "deutsches Ding" wahrgenommen. Doch sie will, dass ihre Kinder Elemente der heimischen Kultur kennenlernen. Und als Dario dann im vergangenen Jahr seinen ersten großen Auftritt hatte, "da hatte ich wirklich Tränen in den Augen", erzählt Martina Draganovic.

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