Viele deutsche Unternehmen setzen seit Jahren für ihre Daten entweder auf Cloud-Lösungen außerhalb Europas oder sie bringen ihre Daten erst gar nicht in eine Cloud. Insgesamt sind laut bitkom 90 Prozent der Unternehmen vom Import digitaler Technologien und Services aus anderen Ländern abhängig, insbesondere aus den USA und China. Damit sich das ändert, hat die Neckarsulmer Schwarz Gruppe (Kreis Heilbronn) mit ihrer IT-Sparte Schwarz Digits nun in Zusammenarbeit mit dem Software-Konzern SAP aus Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) eine europäische Alternative auf den Markt gebracht.
Mit einem sogenannten "Hyperscaler" sollen die Daten für die Kundinnen und Kunden rechtssicher in Deutschland bleiben. Das wurde am Montag im Rahmen der TECH-Konferenz in Heilbronn bekannt gegeben. Mit dem Hyperscaler können enorme Rechen-, Speicher- und Netzwerkressourcen-Infrastrukturen betreiben und weltweit bereitstellt werden.
Konkret geht es um die Cloud Rise von SAP, auf der große Konzerne wie Nestlé und Hitachi ihre Daten speichern. Bisher ist die auf Rechnern in den USA und in China untergebracht. In den Aufbau der Cloud soll von Schwarz Digits nach SWR-Informationen in den kommenden Jahren ein zweistelliger Milliardenbetrag investiert werden.
Konkurrenz zu amerikanischen Anbietern für mehr digitale Unabhängigkeit
Für Unternehmen standen bislang grundsätzlich vor allem Cloud-Anbieter aus nicht EU-Länder zur Auswahl, vor allem Amazon mit seiner Cloud-Sparte Amazon Web Services und Microsoft mit seinem Cloud-Dienst Azure. Mit der Folge, dass dort andere Rechtsrahmen gelten und es trotzdem einen großen Einfluss auf die kritische Digitale Infrastruktur bei uns gibt.
Ziel soll es mit dem neuen Angebot auch sein, digital nicht abgehängt zu werden und gleichzeitig mit europäischen Kapazitäten unabhängiger zu werden. Dafür erweitert Schwarz Digits seine Cloud und baut sie zu einem deutschen Hyperscaler aus.
Schwarz Gruppe baut riesiges Rechenzentrum
Um solche Cloud-Dienste anbieten zu können, braucht es riesige Rechenzentren, auch für eigene Daten. Ein solches baut die Schwarz Gruppe zurzeit in Lübbenau in Brandenburg. Dort wird bis Ende 2027 eine Anlage auf einem alten Kraftwerksgelände gebaut. In dem Rechenzentrum sollen auf 13 Hektar Konzern- und eigene Kundendaten aus ganz Deutschland verarbeitet und gespeichert werden.
Großer Ausbau bei Schwarz Digits
Der Ausbau bei Schwarz Digits geht aber auch in anderen Bereichen weiter. So gab das Unternehmen am Montag bekannt, den Messenger Wire in sein eigenes Cloud-Angebot aufnehmen. Außerdem soll gemeinsam mit dem auf künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten Start-up Aleph Alpha eine Art KI-Betriebssystem angeboten werden. "Wollen Unternehmen und Organisationen zukunftsfähig aufgestellt sein, müssen sie zentrale Geschäftsprozesse in einer Cloud-Umgebung modernisieren und digitalisieren", sagt Christian Müller, Co-Vorstandschef von Schwarz Digits.