Fußball | SV Sandhausen

Mit Demut und Geduld: SV Sandhausen will sich unter Olaf Janßen neu entwickeln

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Von Autor/in Kersten Eichhorn

Der Drittliga-Absteiger SV Sandhausen präsentierte am Montag mit Olaf Janßen seinen neuen Trainer für die Regionalliga. Nach den bitteren Erfahrungen der letzten Jahre wollen sich die Kurpfälzer sportlich neu aufstellen.

Der neue Mann kam gleich mal optisch passend daher. Olaf Janßen präsentierte sich bei seiner Vorstellung am Montag (26.05.) im schwarz-weißen Sandhäuser SVS-Shirt und hinterließ auch sofort einen offenen, ehrlichen und sympathischen Eindruck. "Das Wichtigste in der Arbeit eines Trainers ist das Vertrauen seiner Mitstreiter", verwies der 58-jährige Coach des SVS auf das menschliche Miteinander in der Zusammenarbeit im Verein. "Das ist für mich als Trainer der Schlüssel - der Zusammschluss des Ganzen, den Weg gemeinsam durch dick und dünn zu gehen".

SVS-Präsident Machmeier überzeugt vom neuen Coach

Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier jedenfalls zeigt sich überzeugt vom neuen Trainer: "Er hat in Köln bewiesen, dass er eine Strategie und eine klare Spielphilosophie hat, eine Mannschaft und junge Spieler entwickeln kann". In Sandhausen, so Machmeier, wolle man künftig wieder verstärkt Nachwuchskräfte entwickeln, die auf dem Sprung zu höheren Aufgaben sind. Der Vereins-Boss nannte die Beispiele Lukas Kübler und Lucas Höler vom SC Freiburg, die vor einigen Jahren beim SVS den letzten Schliff für die Bundesliga bekamen.

Olaf Janßen: "Spannendes und herausforderndes Projekt"

Immer wieder sei er, der bundesligaerfahrene Trainer, zuletzt gefragt worden, warum er sich für den SV Sandhausen entschieden habe, verriet Olaf Janßen im Pressegespräch. Er selbst habe sich nach der frühen Verkündung seines Abschieds von den Kölnern die Frage gestellt: "Wo ist die Aufgabe, wo ist das Projekt, was mich reizt und anzündet?". Die Antwort habe er in Sandhausen gefunden: "Dieses Projekt hier ist extrem herausfordernd, aber auch spannend", begründete Janßen seinen für viele Experten überraschenden Schritt zum SVS, "das hat mich als Trainer gefangen".

Fußballerische Entwicklungsprojekte sind nicht neu für den gebürtigen Krefelder. Auch während seiner mehr als vierjährigen Amtszeit bei Viktoria Köln "gab es einige Steine aus dem Weg zu räumen". Am Ende mit großem Erfolg: Janßen etablierte die Kölner in der 3. Liga, führte das Team in der vergangenen Saison sogar auf einen mehr als respektablen sechsten Tabellenplatz, förderte und forderte zahlreiche Talente.

Stunde Null beim SV Sandhausen

Nach den beiden bitteren Abstiegen aus der 2. Liga bis hinunter in die Regionalliga innerhalb von zwei Jahren stehen der SVS und Janßen jetzt ganz am Anfang einer neuen Entwicklung: "Wir sind hier mit der Schaufel unterwegs und buddeln erst noch das Loch für das Fundament", so der Coach handwerklich-metaphorisch. Entsprechend seien auch die Vertragsgespräche gelaufen. "Wir haben uns nicht in den Armen gelegen, sondern die Hosen heruntergelassen", ließ der ehemalige Bundesligaspieler einen Blick hinter die Kulissen zu, "wir haben offen und ehrlich über alle Dinge gesprochen, die wir gemeinsam anpacken müssen".

Mit Demut und Geduld ans Werk

Ganz wichtig seien dabei Demut und Geduld: "Wir haben ein Projekt und einen Plan", sagt SVS-Präsident Machmeier zum bevorstehenden Spieljahr, "es gibt kein Saisonziel, das kann es nicht geben bei 20, 22 neuen Spielern, die wir holen müssen. Wir wollen nur eine Entwicklung sehen".

Dazu gehöre vor allem auch eine engere Verzahnung mit dem Nachwuchsleistungszentrum in Sandhausen. Dafür stehe gerade auch der Trainer Olaf Janßen.

Wer kommt, wer geht beim SV Sandhausen?

Nun geht es bei den Kurpfälzern mit Volldampf voran, um für die Viertklassigkeit eine passende Mannschaft zusammenzustellen. Von der abgestiegenen Drittliga-Mannschaft werden - wenn überhaupt - nur wenige Spieler weiter das Trikot des SV Sandhausen tragen. Aus fußballerischen, aber auch wirtschaftlichen Gründen: "Wir sind in die Regionalliga abgestiegen", sagt Präsident Jürgen Machmeier, "deshalb gibt es bei uns auch Regionalliga-Gehälter". Damit, so das Sandhäuser Vereins-Urgestein sinngemäß mit einem Schmunzeln, könne sich nicht jeder anfreunden". Und überhaupt: Was Neuzugänge angeht, sei "Olaf der Hauptentscheider".

Keine Schnellschüsse bei der Kaderplanung

"Die Kaderplanung", bestätigt Neu-Trainer Janßen, "ist fast noch ein weißes Blatt Papier". Man wolle aber Schnellschüsse unbedingt vermeiden: "Es geht um die Fähigkeiten der Spieler. Wenn ich zum Trainingsstart erst zehn, elf oder zwölf Spieler unter Vertrag habe, dann ist das kein Problem. Wir müssen zunächst das Fundament gießen".

Keine Frage, es gibt viel zu tun für den neuen Trainer am Hardtwald, sehr viel. "Ich freue mich auf die Menschen beim SV Sandhausen", so Janßen, "und bin bereit mit allen zusammen anzupacken".

Die Wege zum Arbeitsplatz jedenfalls sind kurz, das spart Zeit für wichtigere Aufgaben: Olaf Janßen wohnt künftig in Sandhausen nur 700 Meter vom Stadion entfernt und will mit dem Fahrrad an den Hardtwald kommen.

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Kersten Eichhorn